Schon Mitte des 19. Jahrhunderts galt der Möllner Jahrmarkt als eines der vier wichtigsten Feste für die Jungen der Stadt, wie ein zeitgenössischer Aufsatz belegt. Neben dem Geburtstag, Weihnachten und dem Vogelschießen war der Möllner Herbstmarkt ein Ereignis, dem voller Vorfreude entgegengesehen wurde – und das hat sich bis heute nicht geändert. Noch immer freuen sich die Möllner Bevölkerung und die Besucherinnen und Besucher aus dem Umland jedes Jahr auf dieses besondere Ereignis.
Die Geschichte des Möllner Herbstmarktes reicht weit zurück: 1561 wurde der Markt erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich handelte es sich um einen reinen Handelsmarkt, doch schon damals war die Unterhaltung ein wichtiger Bestandteil. Gaukler, Jongleure, Schauspieler und Artisten sorgten dafür, dass neben dem geschäftlichen Treiben auch Spaß und Freude nicht zu kurz kamen. Händler aus Lübeck, Lauenburg, Lüneburg und Wismar fanden sich ein, und es wurden besondere Vorkehrungen für die Sicherheit getroffen: So sollten die Stadttore früher geschlossen werden, und wehrhafte Bürger sollten tagsüber für die Sicherheit sorgen.
Berichte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts schildern, wie sehr der Markt das Leben der Stadt prägte. Die Stuben zur Straßenseite wurden für die Händler freigeräumt, es wurde reichlich geschlachtet und Getränke bereitgestellt. Sauerfleisch mit Möllner Zwieback war eine typische Jahrmarktsspeise, die gerne genossen wurde. An diesen Tagen fiel sogar der Schulunterricht aus, und sogar die Ratzeburger bekamen einen freien Tag, um den Möllner Markt zu besuchen.
Der Markt hatte auch eine romantische Komponente, denn er war ein Heiratsmarkt. In den großen Sälen der Stadt fanden Bälle statt, bei denen die jungen Frauen aus dem Umland in ihren besten Kleidern tanzten. Ein zeitgenössischer Bericht erwähnt, dass die Mädchen „drei Kleider mitnehmen, um zwischen den Tänzen ihre Kleider zu wechseln und ihren Reichtum zu zeigen.“
Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg hielt die Tradition des Tanzens auf dem Jahrmarkt an. So berichtete die Zeitung 1950, dass allein im „Kolosseum“ 700 Menschen ausgelassen tanzten. Die Busunternehmen stellten sich mit einem Sonderfahrplan darauf ein, und bis in die frühen Morgenstunden konnte man von Mölln aus die umliegenden Dörfer erreichen.
Auch die Geschäfte in Mölln nutzten den Jahrmarkt zu ihrem Vorteil. In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1949 heißt es: „Das Jahrmarktsfieber hat ganz Mölln erfasst. […] Eine besondere Note erhält der Jahrmarkt durch die Modenschau Möllner Firmen.“ Die Geschäfte öffneten auch am Jahrmarktssonntag, und viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um große Einkäufe zu tätigen.
Obwohl sich die Zeiten geändert haben, bleibt der Möllner Herbstmarkt ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Stadt. Jahr für Jahr lockt er Menschen aus nah und fern an, die gemeinsam die Tradition und das besondere Flair dieses historischen Festes erleben möchten.