Die Eulenspiegellinde nordwestlich des Kirchturms ist beliebt: man steckt Kleingeld in die Rinde des über 200 Jahre alten Baumes und umrundet ihn dreimal gegen den Uhrzeigersinn – wer das tut, dem soll niemals das Geld ausgehen.
Schon Jacob von Beczek, Hofdiener Kaiser Maximilians II., machte 1567 Mitteilung von der Linde an Eulenspiegels Grab. 1572 berichtete der Dichter Johann Fischart von einer massenhaften Wallfahrt hierher: Und wie ich auch gesehen hab, So bringen etlich von dem Grab Erden und Stück von seinem Stein, und: so ist kein wunder, daß die schälck bey tausendt und hundert dahin eine Walfart richten an und holen scalckhafft krafft darvan.
Allerdings schrieb der Volksglaube solchem Tun heilkräftige Wirkung und keine Schalkskraft zu. Die damalige Situation von Kirchberg, Kirchturm und der dazwischen stehenden hohen Linde vermittelt das Hintergrundbild auf dem Epitaph Engels von 1578 in der Möllner Stadtpfarrkirche St. Nicolai. Hier im Freien unter dieser urkundlich so genannten Großen Linde dürfte vor dem Bau der Gerichtslaube am Rathaus (1475) Gericht gehalten worden sein. Von da an war der Weg freigegeben für den Brauch wandernder Handwerksburschen, Nägel und Münzen in die Rinde als Wahrzeichen dafür, dass sie an Eulenspiegels Grab gewesen waren, einzuschlagen. So setzte sich der Name Eulenspiegel-Linde durch.
1877 berichtete der Pastor in Mölln, die Linde haben holländische Soldaten im Jahre 1810 umgehauen und auf ihren Wachfeuern draußen an der Stecknitz verbrannt. An ihrer Stelle wurde ein neuer Baum gepflanzt, an den sich sogleich wieder der alte Brauch heftete. Dem hannoverschen Hofmaler Johann Heinrich Ramberg verdanken wir eine Radierung von 1826, auf der das Benageln durch Handwerksburschen und anderen Reisende dargestellt ist.
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